Prof. Dr. Herbert Altrichter, Leiter des Instituts für Pädagogik und Psychologie der Johannes-Kepler-Universität Linz, war im Februar Gast der Forschungsgruppe Bildungsmanagement um Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber, Leiter des Instituts für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie (IBB) der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) in Zug und kooptiertes Mitglied im Zentrum für Lehr-, Lern- und Bildungsforschung (ZLB) der Universität Erfurt. Herbert Altrichter hat die Arbeitsschwerpunkte Schulentwicklungs¬forschung und -beratung, Evaluation, Lehrerbildung, und qualitative Forschungsmethoden. Sein aktuelles Forschungsinteresse gilt sowohl empirischen Studien über Veränderungen, die durch Schulinnovationen auf verschiedenen Ebenen des Schulsystems ausgelöst wurden und damit die schulische Governance beeinflussen, als auch konzeptuellen und analytischen Befunde zum 'Governance-Konzept'.
Prof. Dr. Herbert Altrichter und Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber
Als Experte für Fragen zur Schulentwicklung nahm er bei Besuch in Erfurt zunächst an diversen Projektsitzungen der Forschungsgruppe Bildungsmanagement teil. Im Rahmen des Netzwerkes Erfurter Schulen (NES), einem Weiterbildungsangebot, das die Universität Erfurt in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt Erfurt seit dem vergangenen Jahr 20 Erfurter Schulen macht, gestaltete er einen Qualifizierungstag zum Thema „Praxis der Bestandsaufnahme und Selbstevaluation“. Neben theoretischen Inputs, in denen Prof. Altrichter zu Grundlagen der Evaluation als wichtiges Element für Schulentwicklung referierte, hatten die rund 50 Schulleiter, stellvertretende Schulleiter und Lehrkräfte mit Schulleitungsaufgaben auch Gelegenheit, in ihren Schulteams aber auch mit Kollegen anderer Schulen in Übungsphasen ihre Erfahrungen auszutauschen und einzelne Schritte im Selbstevaluationsprozess der eigenen Schule zu planen bzw. weiterzuentwickeln.
Prof. Dr. Herbert Altrichter beim Vortrag für das Netzwerk Erfurter Schulen (NES)
Evaluation als systematischer Prozess dient der Überprüfung und Bewertung einer durchgeführten Praxis und verfolgt das Ziel der Bestätigung, der Verbesserung und/oder der Weiterentwicklung dieser Praxis. Auf der Grundlage von erhobenen Daten ist es erforderlich, dass alle Beteiligten einer Organisation sich auf gemeinsame Bewertungsmaßstäbe verständigen und die entsprechenden Evaluationsergebnisse in die jeweilige Praxis zurückgespiegelt und daraus Konsequenzen abgeleitet werden. Im schulischen Kontext dient Evaluation in erster Linie der Überprüfung von Unterrichts- und Erziehungszielen und trägt damit zur Professionalisierung des Lehrerhandelns bei. Prof. Altrichter erörterte drei so genannten Aggregatzuständen von Evaluation. (Selbst-)Reflexion bzw. Feeback als einfachste Aggregatzustände beziehen sich auf einzelne Handlungen und sind oftmals in der täglichen Berufspraxis zu finden. Spezielle Entwicklungsprogramme, z. B. die Evaluation eines Schulprojektes, stellen einen zweiten Aggregatzustand dar. Mit dem Ziel der langfristigen und nachhaltigen Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung, bezogen auf die gesamte Organisation und alle ihre Bereiche, wird ein dritter Aggregatzustand erreicht.
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