Auswahl von
pädagogischen Führungskräften - Vor dem Hintergrund der gestiegenen Anforderungen an Schulleitungshandeln
erscheinen wissenschaftlich-empirische Erkenntnisse zur Schulleiterauswahl
als besonders notwendiges und dringliches Forschungsdesiderat.
Die gegenwärtige Praxis der Auswahl pädagogischer
Führungskräfte in Deutschland entspricht bislang
noch nicht der bildungspolitischen Bedeutung von Schulleitung. Phase I: Auswahl von pädagogischen Führungskräften für Schulen im internationalen Vergleich In Phase I wird die Praxis der Auswahl von pädagogischen Führungskräften für Schulen im internationalen Vergleich untersucht. Die zentralen Forschungsfragen hierzu lauten entsprechend: 1. Wie werden pädagogische Führungskräfte für Schulen in Deutschland und in anderen Ländern der Welt ausgewählt? 2. Welche Schlussfolgerungen können aus einem internationalen Vergleich von Auswahlmodellen, Verfahren und Instrumenten gezogen werden? 3. Welche inhalts- und forschungsbezogenen Empfehlungen können aus diesem Vergleich für die Auswahl von Schulleiterinnen und Schulleitern in Deutschland erarbeitet werden? Zu 1) Wie werden pädagogische Führungskräfte für Schulen in Deutschland und in anderen Ländern der Welt ausgewählt? Den theoretischen Rahmen für diese Frage stellen die klassischen Aspekte (oder aus chronologischer Sicht auch Schritte) der Personalauswahl bzw. der breite Kontext des Personalmanagements dar (vgl. Klimecki & Gmür, 2001; Liebel & Oechsler, 1994; Weuster, 2004). Modelle dieser Art zerlegen den komplexen Auswahlprozess in einzelne Phasen, zwischen denen zwar in der Praxis große Überschneidungsbereiche existieren, die auf diese Weise jedoch eine systematische und strukturierte Annäherung an das Thema erlauben. Die angestrebte Untersuchung will drei zentrale Aspekte des Personalmanagements erfassen: - Personalmarketing/-beschaffung: Wie werden Ausschreibung
gestaltet und platziert? Werden die Interessenslagen/Nachfragen
der Bewerber zugelassen? Welche Suchmethoden und Aktivitäten
finden Verwendung um den Bewerber zu interessieren? Werden
interne und externe Märkte subsumiert? Zur Einordnung und Bewertung müssen darüber hinaus Kontextfaktoren und weitere für das Forschungsvorhaben wichtige Aspekte erfasst werden: - Kontext/Setting: Was sind die konkreten rechtlichen Bedingungen
in diesem Feld? Welches sind weitere gesellschaftliche (wirtschaftliche,
politische, kulturelle etc.) Rahmenbedingungen? Zu 2) Welche Schlussfolgerungen können aus einem internationalen Vergleich von Auswahlmodellen, Verfahren und Instrumenten gezogen werden? Auf der Basis einer quantifizierenden Auswertung des Materials
und sich dann als (unterscheidungs-) relevant herausstellender
Merkmale wird es möglich sein, eine Systematik unterschiedlicher
Auswahlmodelle zu entwerfen, einzelne Verfahren hier einzuordnen
und vergleichend gegenüber zu stellen. Länderübergreifende
Trends und Unterschiede werden herausgearbeitet und interpretiert.
Schlussfolgerungen hinsichtlich einzelner Aspekte können
aus der vertieften Ana¬lyse von Verfahren sowie aus der
Einschätzung von Experten und z.T. der Bewertung durch
unmittelbar Betroffene gezogen werden. Mögliche Fragen,
die hier aufgegriffen werden können, lauten: Zu 3) Welche inhalts- und forschungsbezogenen Empfehlungen können aus diesem Vergleich für die Auswahl von Schulleiterinnen und Schulleitern in Deutschland erarbeitet werden? Es wird angenommen, dass erste Empfehlungen bereits aus den
Ergebnissen in Forschungsfrage 2 der Phase I abgeleitet werden
können. Diese werden mit entsprechend angebrachter Vorsicht
dargelegt, da bis zu diesem Zeitpunkt Modelle bzw. Verfahren
zwar analysiert und bewertet, nicht aber auf ihre tatsächliche
Erfolgswahrscheinlichkeit hin überprüft worden sind. Phase II: Untersuchung eines oder mehrerer ausgewählter Verfahren hinsichtlich der wissenschaftlichen Gütekriterien Mit Blick auf die dringend gebotene wissenschaftliche Fundierung
von Auswahlverfahren ist daher vorgesehen, in Phase II eine
eigene empirische Untersuchung eines oder mehrerer ausgewählter
Verfahren hinsichtlich der wissenschaftlichen Gütekriterien,
insbesondere der Kriteriumsvalidität bzw. der prognostischen
Validität, durchzuführen. Konkrete Hinweise zur Ausgestaltung
der Validitätsuntersuchung können jedoch erst von
den Ergebnissen der vergleichenden Analyse hergeleitet werden.
Wenn die gegenwärtige Auswahlpraxis in Deutschland erhoben
wurde und Erkenntnisse durch den Vergleich mit Forschung und
Praxis aus anderen Ländern vorliegen, kann vor diesem
Hintergrund zunächst grundsätzlich entschieden werden, Liegen Hinweise auf ein bereits existierendes viel versprechendes
Verfahren vor, ist zu klären, Je nach anzutreffender Situation gestalten sich Inhalt und Umfang der Validitätsuntersuchung unterschiedlich, vor allem hinsichtlich der Frage, in welchem Maße Adaptionen, Erweiterungen der Verfahren oder eine Neuentwicklung für Deutschland vor dem Hintergrund des Vergleichs notwendig erscheinen. Ausmaß und Aufwand der Studie werden nicht zuletzt auch dadurch bestimmt, welches Verfahren zum Gegenstand der Validitätsuntersuchung gemacht wird und welchen Umfang das Verfahren hat (handelt es sich dabei um einen einzelnen Test oder ein mehrtätiges Assessment-Center ähnliches Auswahlprozedere). Denkbare Gründe für die Aufnahme eines Verfahrens in die Validitätsstudie könnten sich auf die folgenden Punkte beziehen:
Des Weiteren sind theoretische Vorarbeiten notwendig: Zur Abschätzung der im Fokus stehenden Kriteriumsvaliditäten sind Außen- bzw. Validitätskriterien zu definieren (vgl. ausführlicher Wottawa & Hossiep, 1987). Die Güte eines Verfahrens (Prädiktor) bestimmt sich dadurch, inwiefern es in der Lage ist, beruflichen Erfolg (operationalisiert an bestimmten Kriterien ) vorherzusagen oder entsprechende Trefferquoten der Geeigneten (ebenfalls operationalisiert an bestimmten Kriterien) zu erzielen. Aufgrund des Vorhersagecharakters wird diese Form der Kriteriumsvalidität auch prädiktive oder prognostische Validität genannt. Werden Prädiktor (Ergebnis der Auswahlmethode) und Kriteriumsmaße für beruflichen Erfolg dagegen zeitgleich erhoben, handelt es sich um konkurrent erhobene Kriteriumsvalidität. Für beide Ansätze ist das Vorhandensein sinnvoller Kriterien dafür notwendig, was unter beruflichem Erfolg eines Schulleiters zu verstehen ist bzw. dafür, anhand welcher Kriterien erfolgreiche und nicht erfolgreiche Schulleiter unterschieden werden können. Die Ableitung sinnvoller Kriterien muss jedoch noch geleistet werden, da in Deutschland bislang keine Erfahrungen mit Kriterien aus vergleichbaren Validitätsstudien vorliegen. Ansatzpunkte hierzu werden neben der Sondierung der Literatur vor allem die Ergebnisse des internationalen Vergleichs aus Phase I bieten. Unter Umständen wird aber auch die Hinzuziehung von Experten bzw. werden spezielle Methoden der Kriterienfindung wie beispielsweise das "Delphi-Verfahren" (RAND Cooperation, 2002, 2003, 2004; Gordon & Helmer, 1964; Häder & Häder, 2000; Heylighen, 2003) zum Einsatz kommen (für eine Übersicht zu Verfahren der Expertengestützten Entscheidungsfindung siehe Wottawa & Thierau, 2003). Besondere Beachtung werden dabei neuere Erkenntnisse zur Definition und Messung des Konstruktes "Berufserfolg" finden (vgl. Dette, Abele & Renner, 2004; Schmitt & Chan, 1998; Schuler, 2000). Ein DFG-Antrag wird derzeit vorbereitet. 1 Weiterhin könnte der Bereich der „Personalführung“ von Interesse sein, der sich auf Aspekte wie Einarbeitung, Rituale und Kommunikation bezieht. 2 Der Begriff "Auswahlverfahren" kann sich auf ein einzelnes methodisches Instrument (bspw. einen Test) oder eine Kombination von Instrumenten beziehen. Ein Verfahren könnte auf Basis des internationalen Vergleichs aus völlig unterschiedlichen Gründen als "vielversprechend" gelten (siehe die folgenden Ausführungen). 3 "In der Eignungsdiagnostik bzw. Leistungsbeurteilung wird darunter [Kriterium] ein Indikator verstanden, der beruflichen Erfolg bzw. einen Teilaspekt des beruflichen Erfolgs abbildet. Kriterien werden als Prüfgröße für die Validität eines Prädiktors (z. B. eines Auswahlverfahrens) eingesetzt." (Glossar S&F Personalpsychologie, Stichwort "Kriterium", http://www.personalpsychologie.de/glossar.html, download 09.01.2005) Zurück zur Projektübersicht |